Agatha und Abram Ott

Agatha Ott (Langemann) wurde am 4. Dezember 1914 als Tochter von Agatha und Gerhard Langemann in der Siedlung Chortiza, in der sich nach ihrer Gründung im Jahre 1909 in der Region Altai, West - Sibirien, deutsche Familien zur Bewirtschaftung der in ihr Eigentum übergegangenen Landflächen niederließen, geboren. 

Ihr Ehemann Abram Ott, geb. am 14. August 1914, der Sohn von Agatha und Abram Ott, stammte dagegen aus Gouvernement Tomsk. Im Verlauf der Zeit zog Abrams Familie ebenso in die Siedlung Chortiza, um dort das erlangte Land zu bewirtschaften. Der Grundbesitz wurde den Einwohnern allerdings nach dem Beginn der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft im Jahre 1928 entzogen.

Agatha und Abram absolvierten die Elementarbildung und nahmen im Anschluss daran die Arbeit in der kollektiven Wirtschaft "Richtiger Weg", die im Jahre 1931 im Zuge der Zwangskollektivierung in Chortiza gegründet worden war, auf. Im Jahre 1936 schlossen sie die Ehe, aus der in der Folgezeit eine Tochter, die sie Agatha nannten, hervorging; sie erlag jedoch einer Infektionskrankheit.

Am 1. Juni 1938 wurde Abram verhaftet, am 29. September 1938 von einer Trojka des UNKWD der Region Altai nach den Art. 52.2, 52.7, 52.9, 52.10, 52.11 StGB der RSFSR zur zehnjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und zur Abbüßung seiner Strafe bis zum 30. September 1948 nach Magadan beordnet. Im Anschluss daran erfolgte die siebenjährige Verbannung bis zum 20. Oktober 1955 in Sussuman.

Nach Abrams Rückkehr verließen Agatha und Abram mit Elsa und Maria die Siedlung Chortiza und zogen in ihr neu erworbenes Haus in der Stadt Slawgorod. Zu ihrer größten Freude bekamen sie im Jahre 1957 erneut eine Tochter, die sie Anna nannten und deren Erziehung durch viel Liebe und Zuwendung geprägt war.   

Am 23. April 1959 wurde die Anklage gegen Abram vom Präsidium des Altaier Regionssowjets revidiert. In dem Verfahren wurde der Beschluss der NKWD - Trojka der Region Altai vom 29. September 1938 aufgehoben und das Verfahren aus Mangel an Tatbestand eines Verbrechens eingestellt. Abram wurde im vorliegenden Fall völlig rehabilitiert.

Agatha verstarb am 22. März 1984 im Alter von neunundsechzig Jahren in der Stadt Slawgorod in der UdSSR und Abram am 6. Juni 1995 im Alter von achtzig Jahren in der Stadt Bielefeld in Deutschland.